Aus Japan in die Welt
Das waren noch Zeiten, als man mit einem Handy nichts anderes machen konnte als telefonieren und maximal eine SMS schreiben. Aber die Menschen wollten mehr! Wie bei so vielen Technik-Trends waren die Japaner die ersten, die 1999 ein Fotohandy auf den Markt brachten: Das knall-bunte Toshiba Camesse hatte eine 0,1 Megapixel Kamera eingebaut und wurde in Japan schnell zum Kult. Den Sprung in andere Länder schaffte das erste Fotohandy auf dem Markt leider nicht.
Nokia als Vorreiter bei dem smarten Fotohandy
Schon Mitte der 90er Jahre hatte Nokia mit dem Communicator das erste Handy mit Internet und Computer-Funktionen heraus gebracht. Und so war es dann auch nicht verwunderlich, als drei Jahre nach dem Hype in Japan, die Finnen mit dem Nokia 7650 das erste Fotohandy bei uns auf den Markt brachten. Mit einer Auflösung von sage und schreibe 640×480 Pixel hatte es 3-Mal mehr Bildpunkte als das japanische Vorbild von Toshiba. Und bei den 3,6 MB Speicher war nach ca. 100 Bildern erst mal Löschen angesagt, wenn man denn auf dem Display überhaupt etwas erkennen konnte. Das hatte nämlich nur eine Auflösung von 176×208 Pixel. Im Vergleich, das aktuelle Samsung Galaxy S5 hat eine 1920×1080 Pixel Auflösung. Doch das Nokia 7650 war mehr als ein Fotohandy. Ausgestattet mit Bluetooth, Internet, Organizer, E-Mail und vielem mehr, hat es den Namen “Smartphone” redlich verdient. Zu seiner Zeit war es damit auch eines der Spitzen-Handys auf dem Markt.
Die Konkurrenz um das beste Fotohandy schläft nicht
Im gleichen Jahr zogen dann zwei Japanische Firmen mit ihren Fotohandys nach, Sharp mit dem GX10 und Panasonic mit seinem EB-GD87. Mit einer Art Spiegel konnte man sogar erste Selfies schießen. Die Bildqualität war aber leider noch unterirdisch und auch die zusätzlich verfügbaren Fotoeffekte konnten kaum über den Mangel an Pixel (nur 352×288) und einige Bildfehler hinweg täuschen.
2003 kam mit dem Sony Ericsson T610 ein Fotohandy auf den Markt, das zwar technisch nicht ganz mit dem Nokia 7650 mithalten konnte, aber in Design, Handlichkeit und Bedienung auch als als iPhone-Vorgänger gelten könnte.
Die Pixelschlacht bei den Fotohandys beginnt
Das Sharp GX30 aus dem Jahre 2004 hatte als eines der ersten Fotohandys 1 Megapixel und einen Makro-Modus zu bieten. Sogar Videoaufnahmen mit bis zu 45 Sekunden Länge waren möglich. Damit der Spaß nicht zu schnell ein Ende hatte, kam eine SD-Karte als Speicher zum Einsatz. Das LG T5100 aus dem gleichen Jahr hatte bereits eine 1,3 Megapixel Kamera und auch ein LED-Licht für Fotos bei schlechten Lichtverhältnissen. Der besondere Clou: Man konnte das Display drehen, um das Schießen von Selfies zu erleichtern. Ein paar Monate später legte Sharp mit dem Fotohandy TM200 nach. Als erstes Handy auf dem deustchen Markt knackte es die 2 Megapixel-Marke und brachte sogar einen Autofokus mit. Doch an dieser Stelle war für Sharp noch nicht Schluss. Der Japanische Hersteller brachte noch im gleichen Jahr ein Fotohandy mit echtem optischem Zoom heraus, das V902. Eine solche Funktion bleibt jedoch bis heute eine Ausnahme.
2005 kam mit dem Nokia N90 die 3. Generation von Fotohandys. Kamera und Display ließen sich schwenken oder drehen und erstmals waren Videoaufnahmen mit einer Auflösung von 352×288 Pixel möglich. Ein Highlight war die eingebaute Linse, die vom Thüringer Optik-Profi Carl Zeiss geliefert wurde. Im gleichen Jahr kam es mit dem Sharp V903 zum letzten Aufbäumen der Japaner, bevor sie komplett vom europäischen Markt verschwanden. Das Handy hatte als erstes Fotohandy eine 3 Megapixel Kamera und als eines der letzten einen 2-fachen optischen Zoom.
Ein Jahr später zog auch Sony Ericsson mit dem K800i nach. Das erste Cybershot-Handy konnte zwar auch Fotos in einer Auflösung von 3 Megapixel machen, zeigte jedoch, dass Pixel nicht alles sind. Ein Xenon-Blitz, tolle Bildqualität und eine schnelle Serienbildfunktion, die innerhalb einer Sekunde 9 Bilder machte, aus denen man sich später das beste aussuchen konnte, waren bis dahin ungesehene Features.
Noch im Herbst des gleichen Jahres versuchte das LG KG920 den Pixel-Tron zu besteigen. Mit unglaublichen 5 Megapixel und ausgefallener Mechanik wollte man punkten. Die vielen Tasten und eine sehr träge Auslöseverzögerung bremsten den Fotospaß jedoch enorm.
Eine Trendwende dank Apple und dem iPhone
Im November 2007 brachte Apple das iPhone heraus, DIE Innovation auf dem Smartphone-Markt und natürlich auch ein Fotohandy, was jedoch nicht mehr viel mit dem Nokia 7650 aus den Anfängen der Handy-Fotografie gemeinsam hatte. Mit nur 2 Megapixel und keiner Videofunktion, war es jedoch noch spärlich ausgerüstet. Doch die Software war revolutionär einfach und leitete eine neue Ära der Smartphones ein. Der Rest ist Geschichte.
Der Pixelwahn der Anfangsjahre hat sich nun ein bisschen bisschen beruhigt, denn die Kunden haben gelernt, dass die Masse an Pixeln noch nichts über die tatsächliche Bildqualität aussagt.
Mittlerweile sind im Amateurbereich kleine Kompaktkameras fast komplett durch Fotohandys ersetzt worden. Denn wozu mehrere Geräte herumschleppen, wenn auch das Smartphone Fotos schießen kann in einer Qualität, die mit den günstigen Kameras locker mithalten kann.
Habt ihr noch Fotos, die ihr mit den alten Geräten gemacht habt?